Dass die Anzahl an Patienten mit primären Kopfschmerz(en) in den letzten anderthalb Jahren der Coronapandemie angestiegen ist, ist zunächst erst einmal eine Feststellung, die nicht zwangsläufig eine Korrelation nahelegt. Doch in einigen wissenschaftlichen Untersuchungen wurde festgestellt, dass es Zusammenhänge zwischen dem Auftreten der Kopfschmerzen und dem Corona-Lockdown der letzten Monate gab. Vor allem psychologisch betrachtet gibt es Zusammenhänge, die ein vermehrtes Auftreten von Kopfschmerz(en) möglicherweise begründen.
Auswirkungen eines Lockdown auf PatientInnen mit primären Kopfschmerzen
Eine Vielzahl an Menschen, die zu Studienzwecken befragt wurden, gaben an, im Lockdown zunächst ein vermindertes Stresslevel erlebt zu haben, sagten dann jedoch aus, dass dieses mit dem Fortscheiten der Pandemie wieder anstieg und sogar neue Stressfaktoren hinzukamen. Vielen Menschen wurde die Trennung zwischen Privatem und Beruflichem erschwert, da durch das Home-Office keine räumliche Abtrennung mehr bestand. Somit stieg das Stresslevel im Home-Office bei vielen der Befragten an, und wurde zu einer psychischen Belastung, die sich oft direkt, manchmal aber auch indirekt und unterbewusst zeigte.
Belastung der Augen durch Home-Office und Homeschooling
Zudem kommt eine höhere Belastung der Augen und des Gehirns durch eine erhöhte Bildschirmnutzung hinzu. Gerade Menschen, die im Normalfall in Berufen mit Präsenzflicht arbeiten, wie beispielsweise Lehrer, Schüler, Professoren oder Studenten, zeigten bei Versuchen eine erhöhte Empfindlichkeit gegenüber Licht, Monitoren oder Displays. Zwar gibt es bisher kaum Studien zu diesem Thema, jedoch liegt nahe, dass eine derartige ungewohnte Benutzung des Bildschirms mit negativ zu bewertenden gesundheitlichen Auswirkungen einhergeht, welche dazu führen können, dass in der Folge Kopfschmerzen auftreten.
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Home-Office – Raus aus der Bewegungsfalle
Eine weitere Beobachtung, die mit der Verbreitung des Home-Office einhergeht, ist die fehlende Bewegung. Fitnessstudios waren lange Zeit geschlossen, Vereinssport untersagt, und nicht alle Menschen konnten sich dazu motivieren, Zuhause Sport zu machen. Der Weg zur Arbeit, die Mittagspause oder das Feierabendbier. All das geht mit einer Form der Bewegung einher, welche im Lockdown wegfällt.
Zwar ist der zeitliche Anteil des Sitzens sowohl im Home-Office als auch im Büro in etwa gleich hoch, doch viele Befragten gaben an, seit Beginn des Home-Office häufiger an Nacken- oder Rückenschmerzen zu leiden, welche sich wiederum negativ auf Kopfschmerz(en) auswirken können.
Durch eine schlecht durchblutete und verspannte Nacken- und Rückenmuskulatur kann es zu vermehrt auftretenden Migräneanfällen kommen, welche oft in einen Zusammenhang mit der Muskelverspannung gebracht werden. Auch der fehlende Sport kann somit ein möglicher Auslöser für Migräne oder Kopfschmerzen sein. Doch nicht nur das Stresslevel, sondern auch andere mentale Belastungen wie Einsamkeit, Ungewissheit, Zukunftsängste und Depressionen sind hinzukommende Faktoren, die sich in den vergangenen Monaten abgezeichnet haben. So ist die Nachfrage nach psychologische Beratungen oder Therapien beispielsweise im Lockdown enorm angestiegen, da mehr und mehr Menschen mit derartigen psychischen Problemen zu kämpfen haben.
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Kopfschmerz – Enger Zusammenhang zwischen Körper & Psyche
Wie die medizinische Forschung bereits vor Jahren gezeigt hat, besteht ein nicht zu unterschätzender Zusammenhang zwischen mentaler und physischer Gesundheit. Dies lässt sich insbesondere im Hinblick auf Stress im Alltag oder auch im Lockdown erkennen. Somit zeigten sich die psychischen Belastungen der Befragen nach einiger Zeit auch als körperliche Symptome wie beispielsweise Kopfschmerzen. Da vielen Menschen dieser Zusammenhang jedoch nicht bewusst war, oder sie die Kopfschmerzen, die oft als Symptome körperlicher Probleme abgetan werden, ignorierten, konnte bei vielen keine physische Ursache gefunden werden.
Schutzmasken als zusätzliche psychische Belastung
Eine Korelation, die bisher jedoch nicht bestätigt werden konnte, ist der medizinische Zusammenhang zwischen dem Tragen von Masken bzw. Mund-Nasen-Schutz und einer erhöhten Prävalenz, also einem vermehrten Auftreten, der primären Kopfschmerzen. Dass die Maske die Sauerstoffsättigung im Blut absenkt, ist hierbei eine unwissenschaftliche Vermutung von Maskengegnern, welche auf keinerlei Untersuchungen basiert. Die Psyche kann allerdings auch hier wieder eine Rolle spielen, da das Masketragen als lästig und zusätzlicher Stress empfunden wird. Der Stress als Risikofaktor für Migränepatienten kann hierbei jedoch dazu führen, dass erneute Migräneanfälle ausgelöst werden, die fälschlicherweise in einen Kontext mit dem Tragen der Maske gebracht werden.
Psychosoziale Beratung bietet Hilfe und Unterstützung
Besonders im Lockdown haben viele Menschen professionelle psychologische Hilfe in Anspruch genommen, um nicht alleine in einer so schwierigen Lebenssituation zurechtkommen zu müssen. Sowohl Beratung, Coaching oder Therapie bieten wertvolle Möglichkeiten, mit viel Stress, Ängsten oder mit anderweitigen psychischen Beeinträchtigungen umzugehen, und zeigt oft bereits nach kurzer Zeit Erfolg. Somit können durch eine gesunde Psyche in einigen Fällen sogar physische Beschwerden gelindert werden.