Migräne gilt bislang als nicht heilbare Erkrankung, deren Symptome lediglich gelindert werden konnten. Neue Behandlungsformen machen Patienten jedoch Mut: Mithilfe leichter Stromreize können Migräneattacken offenbar effektiv gestoppt werden.
Periphere Nervenstimulation
Herkömmliche medikamentöse Behandlungen erzielen bei vielen Patienten oftmals lediglich eine Linderung der Beschwerden. Schmerzfreiheit wird hingegen selten erreicht. Für diese besonders schwer betroffene Patientengruppe gibt es bislang nur wenige wirksame Therapieoptionen. Sie leiden weiterhin an einer chronischen Migräne, die mit Schmerzen an mehr als 15 Tagen innerhalb eines Monats einhergeht. Andere Betroffene schrecken vor einer intensiven und dauerhaften Therapie mit Medikamenten zurück. Seit einigen Jahren wird jedoch eine neuartige Behandlungsmethode, die periphere Nervenstimulation (PNS), mithilfe eines sogenannten Neurostimulators erprobt.
Wie funktioniert die periphere Nervenstimulation?
Betroffenen Migränepatienten wird ein schrittmacherähnliches Gerät von der Größe einer Stoppuhr unter die Haut im Nacken implantiert, das die Reizung (Stimulation) ausgewählter Nerven von außen (peripher) ermöglicht. Dieses Gerät sendet mithilfe von dünnen Elektroden elektrische Signale an den unter der Nackenhaut verlaufenden Occipitalnerv. Diese Behandlungsmethode wird daher auch Occipitalis-Nervenstimulation (ONS) genannt.
Kommt es nun zu einer Migräneattacke, muss der Patient ein etwa handgroßes Gerät an der Stelle, an der der Empfänger unter der Haut sitzt, an seinen Nacken halten. Der entsprechende Nerv wird daraufhin zweimal 90 Sekunden lang mit einem sehr leichten elektrischen Impuls stimuliert, sodass sich die elektrischen Ströme im Gehirn verändern. Der Patient wiederholt die Behandlung alle 15 Minuten bis er schmerzfrei ist. Rund ein Drittel der Studienteilnehmer konnte eine deutliche Verbesserung ihrer Lebensqualität erfahren. Wie genau die Behandlung wirkt, ist jedoch bislang ungeklärt.
Welche Risiken gibt es bei der peripheren Nervenstimulation?
Die periphere Nervenstimulation ist ein risikoarmes Verfahren. Nach der Operation bestehen jedoch die üblichen Risiken eines operativen Eingriffs, wie Infektionen oder Schmerzen. Zudem können in sehr seltenen Fällen die Nerven geschädigt werden. Mit der Zeit kommen weitere Risiken, wie Verschiebung der Elektroden, hinzu, die eine erneute Operation notwendig machen können.